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Winterneopren: Die 5 wichtigsten Kriterien 

Das haben wir doch alle schon erlebt: Wir gehen in ein Surfshop auf der Suche nach einem Neoprenanzug, wir haben ein grobes Budget und einen „Look“ im Kopf und dann kommt die Überforderung: Wie sollen wir denn bei so viel Auswahl wissen, welcher Neo besser ist als ein anderer? Ja – normalerweise sind dann Mitarbeiter da, um uns zu beraten! Aber in Zeiten von Online Shopping (und Corona Lockdown) ist es nicht so einfach wie im Shop, wo man jemandem freundlich auf die Schulter klopfen kann, um nach Rat zu fragen...

Sogar wir müssen zugeben: in einer Zeit wo moderne Gewebetechnologien und funktionelle Designs immer innovativer werden, ist es schwierig, zwischen gut und besser zu unterscheiden. Einen passenden Neoprenanzug auszusuchen, braucht eine gewisse Geduld, Geschicklichkeit (beim Anziehen) und Ausdauer (wer schon mal zwei Neos hintereinander anprobiert hat, weiß, dass das ein Workout ist!). Aber vor allem geht es um die richtige Fragestellung!

Und genau dabei wollen wir dir helfen! Wir haben die 5 wichtigsten Kriterien zusammengefasst, die du bei der Entscheidung brauchst, welcher Surfanzug der Beste für dich ist!

 

1) Starten wir simpel: Das Material  

 © Prolimit

Das Beste was man machen kann, um die Flexibilität des Anzugs einschätzen zu können, ist es ihn anzuprobieren und sich einen guten Stretch zu gönnen. Das geht leider nicht sofort, wenn man gerade am „Onlinebummeln“ ist... Es gibt allerdings ein paar Faktoren, auf die man trotzdem achten kann: Die Dicke, die Design-Extras und die Zusammensetzung des Materials.  

Dicke 

Die Dicke des Neoprens ist ein wichtiger Faktor für die Wärmehaltung. Allerdings sollte man auch daran denken, dass je dicker das Material ist, es auch umso weniger flexibel ist. Wenn unsere Beweglichkeit durch eine niedrige Flexibilitätsleistung eingeschränkt ist, dann produziert der Körper auch weniger Wärme. Deshalb sollte man auf das Design achten: Welche Extras bietet es, um Mobilität zu fördern? Knie-pads z.B. erhöhen die Beweglichkeit und schützen gleichzeitig die Gelenke, indem sie durch Thermogewebe warmgehalten werden. In je mehr Stoffbahnen das Design unterteilt ist, desto mehr Flexibilität ist gegeben.   

Zusammensetzung des Materials 

Schauen wir uns jetzt das Material genauer an. Letztendlich kommen sowohl die Flexibilität und Haltbarkeit als auch die Wind-/Wasserresistenz und die Wärmeleistung des Neoprens (oder einer nachhaltigen Alternative) auf die Zusammensetzung des Materials an (Elastizität, Härte, Dichte und Verdichtungsverhältnis). Das ist wichtig zu beachten, besonders jetzt wo verschiedene Arten von Neopren und Neoprenalternativen am Markt vertreten sind. Nachhaltige Alternativen (das werden wir uns später genauer anschauen) sind beispielsweise Neopren aus recycelten Materialien (aus z.B. altem Neopren oder auch Plastikflaschen), Chloroprenfreies Neopren (z.B. Limestone Neopren) und sogar Neopren aus natürlichem Gummi. Klassisches Neopren wird aus synthetischem Gummi (Polychlopren) erzeugt.   

In der Regel der Classische Neopren der aus synthetischen Gummy erzeugt (polychloprene) ist, bietet die meiste flexibilität an - ist aber der unnachhaltigtse und umweltschädlichster zum produzieren 

Glatt oder Kaschiert 

Ein letzter Punkt: Glatt oder kaschiert? Glatthautneopren hat, wie der Name schon sagt, eine glatte Oberfläche. Sie verhindert, dass Wasser absorbiert wird und sie verringert auch den „Windchill“. Man sagt allerdings, dass glatte Neos schneller reißen. Kaschierte oder doppelkaschierte Neoprenanzüge sind nämlich im Gegensatz zu glatten Neos teils von einem Nylonlaminat bedeckt, das nicht nur vor der Windkälte schützt, sondern auch als Schutzschicht für das Neopren selbst wirkt. Kaschiertes Neopren ist außerdem poröser als glattes, wodurch auf der einen Seite eine höhere Atmungsaktivität erreicht wird, aber auf der anderen Seite kann es durch Verdunstung zu einem höheren Wärmeverlust kommen.   

Die Wärmeleistung eines Neoprens hört aber nicht an seiner Oberfläche auf! Man sollte unbedingt auch einen Blick IN den Surfanzug hineinwerfen. Das bringt uns zu Punkt 2. 

 

 

2) Thermotechnologie: Ein Blick in den Neoprenanzug  

 

 © Prolimit

 

Das Futter ist ein fundamentaler Faktor für die Wärmeleistung eines Neoprens. Auch diesbezüglich gibt es eine große Auswahl und große Qualitätsunterschiede unter den verschiedenen Materialien. Schlussendlich kommt es auf die Wärmeleistungsstufe des Futterstoffes an (Fleece z.B. ist eines der Wärmsten), aber es soll auch schnell trocknen und wenn möglich auch wasserabweisend sein. Futter, das eine Hohlfaserstruktur hat, trocknet nicht nur am schnellsten, sondern hält auch die Wärme am effektivsten, denn eingeschlossene Luft isoliert bekanntlich am besten.   

 

Typische Thermo- und Isolationssysteme:  

 Grundsätzlich gibt es hier zwei Typen (können auch gemeinsam auftreten):  

Fleece (und andere Luftspeichernde Systeme): Dienen als sehr Effinziente Isolationsschicht - jede Marke hat natürlich eine eigene Bezeichnung. (z.B.: XCEL: CeLiant Black; Prolimit: Zofdiac2 LiningProlimitAirflex 

Thermal Rebound: Baut auf dem Prinzip von Isolationsdecken auf - Eine Technologie entwickelt durch die NASA in der 70er Jahren. Das Prinzip ist simpel und effektive: Die eigene Körperwärme wird durch bestimmte Materialien zurück reflektiert. (z.B.: XCEL: Radiant Rebound; Prolimit: Thermal Rebound)  

 

(Foto LinksXCEL_Thermal Rebound futter_2020/ Foto RechtsXCEL_Celliant Black Futter_ 2020)  

Grundsätzlich gilt: Je mehr Futter, desto wärmer und gemütlicher ist dein Neoprenanzug. Manche Designs sind sparsamer und nur an bestimmten Körperteilen (üblicherweise am Torso) gefüttert, während andere überall gefüttert sind.   

 

Der Titan Tipp:   

 

Das ist etwas für die ganz mutigen Surferinnen und Surfer unter uns, die auch vor eisigen Gewässern nicht zurückschrecken!  

 

Die beste und beliebteste Wärmeleistungsoptimierung ist der Einsatz von Titan. Titan hat nämlich die Eigenschaft die eigene Körperwärme zu reflektieren und wieder zurück zum Körper zu werfen. Da gibt es zum einen Neoprenanzüge, die eine Zwischenbeschichtung aus Titan direkt integriert haben und zum anderen Unterzieher mit einer Titan-Innenbeschichtung. Die haben den Vorteil, dass sie multifunktionell einsetzbar sind, denn bei wärmeren Temperaturen können sie auch allein angezogen werden. 

(Fotos NeilPryde Thermabase Long John/Jane 0,5 mm Neopren und Titanium Innenbeschichtung)

 © NeilPryde stock photo © NeilPryde stock photo

 

3) Verarbeitung: Nähte und Dichtungen  

 

  © Prolimit

 

Nähte und Dichtungen sind die Hauptfaktoren der Haltbarkeit, schließlich halten sie die ganze Struktur zusammen. Um Haltbarkeit, Flexibilität und Wind-/Wasserresistenz eines Designs einschätzen zu können, ist es also wichtig, ein bisschen über die verschiedenen Arten und Qualitätsunterschiede von Nähten und Dichtungen zu wissen.  

 

Wenn wir an Nähte denken, denken wir an Nadeln die Löcher in einen Stoff stechen, richtig? Wenn wir aber über wind- und wasserdichte Neoprenanzüge reden, ist das nicht gerade von Vorteil... Deshalb werden nur Sommeranzüge oder Anzüge von niedrigerer Qualität mit einer einfachen „Overlock“- oder „Flatlock“-Naht hergestellt. Für Winteranzüge gibt es zum Glück Alternativen, die das Neopren nur zum Teil, oder gar nicht durchstechen.   

 

Blindstich (Unsichtbare Naht)  

 

Der sogenannte Blindstich wird angewandt nachdem die Neoprenteile zusammengeklebt worden sind. Das besondere an diese Naht ist, dass der Faden nicht ganz durch den Stoff gestochen wird (was Löcher provozieren würde), sondern nur auf einer Seite des Neoprens eingenäht wird.   

 

Der Nachteil? Der Faden verringert die Flexibilität des Saumes und ohne Schutz können Kleber und Faden durch Salzwasser, Sand, etc. nach und nach erodieren – das spricht gegen die Haltbarkeit des Anzuges.   

 

Liquid Seal und Taping  

 

Die gute Nachricht: Man findet selten Nähte, die nicht entweder mit einer flüssigen Dichtung (liquid seal) oder mit Taping geschützt sind. Beim Taping wird oft eine spezielle Art von Stoff benutzt, der mit Heißkleber über der Naht fixiert wird, es gibt aber auch Neoprentape. Flüssige Dichtungen bestehen aus flüssigem Gummi, das zur Abdeckung der Nähte benutzt wird. Dieses hat den zusätzlichen Vorteil, dass Löcher oder kleine Risse, die beim Nähen entstanden sind, gefüllt und abgedichtet werden – somit wird das ganze wasserdichter! LINK/Example Liquid Seam 

 

Oft findet man Kombinationen von doppeltem Blindstich (also mit Nähten auf beiden Seiten des Neoprens) mit flüssiger Dichtung, oder Blindstich mit flüssiger Dichtung und Taping. Doppelt gemoppelt bedeutet aber auch doppelt so viel Aufwand bei der Herstellung. Diese Lösungen sind also neben zeitintensiv auch demensprechend teuer.   

 

Stitchless (Nahtlos)  

 

Es gibt auch Modelle, die ganz ohne Nähte im klassischen Sinne auskommen. Anstatt zu nähen, werden die Neopren-Stoffbahnen mit Hilfe von Kleber zusammengeklebt und zusätzlich mit flüssiger Dichtung und manchmal sogar Taping versiegelt. Diese Alternative optimiert die Flexibilität des Saumes (im Gegensatz zum Faden) und dank der guten Abdichtung auch die Wärmeleistung des Anzuges.

  

 

4) Einstiegssystem  

 © Prolimit

 

Auch bei den Zugangssystemen gibt es verschiedene Varianten. Viele von uns würden wahrscheinlich sagen: Komfort gewinnt! Aber Komfort hat leider seinen Preis – daher ist es immer gut zu wissen, wo man Kompromisse eingehen kann.  

 

 

 

Der Backzip ist das mit Abstand (und da werden die meisten zustimmen) einfachste und gemütlichste Zugangssystem. Bei dieser Variante befindet sich der Zip entlang der Wirbelsäule, aber (und hier der Nachteil) je länger der Reißverschluss ist, desto mehr Wasser kann in den Neoprenanzug eindringen. Da solltest du spezielle Aufmerksamkeit auf die Reißverschlussqualität und das Reißverschlusssystem legen. Achte darauf, ob es ein Abdichtungssystem gibt, das den Reißverschluss zusätzlich schütz, aber auch einen gewissen Komfort bietet (z.B. eine Stoffklappe oder einen verstellbaren Klettverschluss um den Hals). Beliebt ist auch ein sogenannter Bat Flap oder Drymax, der über den Hals gezogen wird und als Wassersperre zwischen Rücken und Zip dient. Hier ist jedoch Vorsicht geboten: wenn es nicht richtig passt, kann das einen unangenehmen Druck um den Hals verursachen.   

 

Frontzip  

 

Der Frontzip bietet im Vergleich zum Backzip ein besseres Wärmekonservierungssystem, denn einerseits ist der Reißverschluss kürzer und andererseits ist er mit einer zusätzlichen Wärmeschicht ausgestattet. Der offensichtliche Nachteil ist die wesentlich kleinere Öffnung zum Reinschlupfen, aber mit ein bisschen Gewöhnung und Übung kann man auch diese Herausforderung meistern.  

 

Crossover  

 

Das Crossover Zugangssystem hat eine noch kleinere Öffnung als beim Frontzip und kommt dafür ganz ohne Reißverschluss aus. Der Vorteil daran ist, dass durch die kleine Öffnung kaum Wasser eindringen kann. Außerdem ermöglicht das Fehlen des Reißverschlusses mehr Bewegungsfreiheit, wodurch die  Mobilität optimiert wird und ein besserer Fit geboten wird.  

 

Frontzip und Crossover  

 

Frontzip und Crossover ist eine beliebte Kombination für Kaltwasser-Surfer! Ja, es ist ein bisschen mühsam da reinzukommen, aber dafür ist es die wahrscheinlich wasserdichteste und wärmeeffizienteste Variante aller Zugangssysteme. Natürlich kann man diese Kriterien auch mit einem Backzip erfüllen, z.B. durch ein geeignetes, thermisches Futter und ein wassersperrendes Bat Flap, allerdings sind das alles „Extras“, für die man auch bereit sein muss zu zahlen.  

 

 

5) Nachhaltigkeit  

 © Prolimit

 

Das besondere an Wassersport ist, dass wir die Natur hautnah genießen können. Die Landschaften, die am Horizont liegen, die Sandstrände, das klare Wasser... Wenn uns die Natur schon so viele besondere Erlebnisse schenkt, dann ist es doch nur fair, wenn wir im Gegenzug auch auf sie aufpassen. Klimawandel und Umweltverschmutzung sind präsente Themen unter Surfern. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir die Umweltfreundlichkeit immer im Hinterkopf haben – vor allem wenn es um Shopping geht.   

 

Hier sind ein paar Tipps, wie du die Nachhaltigkeit eines Surfanzugs einstufen kannst.   

 

Wie wir schon wissen, besteht der klassische Neoprenanzug, den wir alle kennen, aus synthetischen Rohmaterialien (Chloropren und Erdöl), die eigentlich sehr umweltschädlich sind. Sie sind nicht (gar nicht) biologisch abbaubar und chemisch sehr schädlich.     

 

Aber was sind die alternativen?   

 

Material und Nachhaltigkeit:   

 

Recycling zum Beispiel. Viele Brands recyclen altes Neopren oder auch andere Materialien wie Plastik Flaschen  

 

Es gibt Unternehmen, die in dieser Richtung besonders engagiert sind und erdölfreies Neopren einsetzen, das aus biologisch abbaubaren Rohstoffen gewonnen wird („Limestone (Kalkstein) Neopren“). Je weniger schädliche und synthetische Materialien benutzt werden, desto weniger CO2 Emissionen verursacht dessen Herstellung. Wenn du nach Naturgummi suchst, achte darauf, dass dies von FCS zertifiziert ist – dann kann man sich sicher sein, dass es wirklich eine umweltfreundliche Alternative ist. Limestone Neopren im Sortiment: Prolimit Fusion Steamer aus deren ‘Airflex 500 + Limestone Neopren’ und die Permium linie Mercury (men) und Oxygen (women).   

 

(Fotos: model Prolimit Oxygen 2020)

 © Prolimit  © Prolimit

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Noch eine Alternative ist eine Mischung von beidem: naturgummi mit einem Anteil aus recycelten Materialien. Prolimit z.B. nutzt für die PF1 Serie Neopren aus FCS zertifizierten Naturrohstoffen, die zusammen mit recyceltem Polyester, wasserbasiertem Kleber und Futter aus recyceltem PET Flaschen verarbeitet werden.  

 

(Fotos: model Prolimit_PF1_2020) 

 

 © Prolimit  © Prolimit

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Handel und Business Model  

 

Leider sieht die Realität so aus, dass Neopren aus natürlichen und nachhaltigen Rohstoffen eine sehr teure Lösung ist. Aber es gibt andere Wege, wie ein Unternehmen seinen CO2 Fußabdruck reduzieren kann.  

Versand und Verpackung: CO2 neutraler Versand, plastikfreie Verpackungen, oder Verpackungen aus recycelten Materialien.   

Fair Trade: Nachhaltigkeit hat nicht nur möglichst geringe CO2 Emissionen zum Ziel, sondern auch faires Handeln.   

Es ist kein Geheimnis: Je nachhaltiger das Produkt, desto tiefer müssen wir in unsere Taschen greifen. Aber wie bei jeder Lösung für nachhaltiges Design müssen wir unsere Entscheidungen mit den langfristigen Auswirkungen auf unseren Planeten in Einklang bringen!  

Nachhaltigkeit ist zweifellos ein wichtiger Faktor, der aber nicht ohne Kompromisse kommt. Die Materialzusammensetzung sowie die Zellstruktur wirken sich auf die Flexibilität und Haltbarkeit des Gewebes, seine Wind- und Wasserbeständigkeit und dementsprechend auch auf die Erhaltung der Körperwärme aus.  

 

Weniger Abfall  

 

Da spielen WIR eine große Rolle. Wir dürfen nicht vergessen, dass unser Lifestyle und unsere alltäglichen Entscheidungen auch eine Auswirkung auf die Umwelt haben. Wenn wir einen Neoprenanzug kaufen, tun wir das, weil wir einen brauchen und der sollte auch mehrere Jahre halten. Das ist schon mal ein nachhaltiger Gedanke! Deshalb: investiere in einen Anzug, der eine gute Haltbarkeit verspricht. Außerdem können wir auch die Wiederverwertung von Neopren fördern, indem wir unsere alten Neos weiterverkaufen, recyclen, oder einer Surf Schule spendieren!    

 

 

 

Zusammengefasst: 

 

Die 5 wichtigsten Kriterien für die Wahl deines neuen Surfanzugs: 

 

Material, Thermotechnologie (Futter und Unterzieher), Nähte und Dichtungen, Zugangssysteme und Nachhaltigkeit.   

 

Falls ihr noch Fragen habt, Beratung oder Tipps braucht schreibt uns oder ruft uns an :)  

 

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